Witten (Ruhrgebiet) bis Grömitz (Ostsee)
Fahrrad-Reisebericht April 2010
Nachdem wir nun einige Male Teilstücke von 50- 80km des Ruhrtalradwegs mit dem Fahrrad erkundet hatten kam uns relativ kurzfristig die Idee unseren Urlaub vorzuverlegen und mit dem Fahrrad eine 7-10 tägige Rad-Tour zu fahren.
T-10 Tage
Da wir uns nicht festlegen wollten wie lange und wie weit wir pro Tag fahren möchten musste eine variable Lösung bezüglich der Navigation her.
Mit der Anschaffung eines Garmin-Dakota20 inkl. Topo-V3- Karte war es nun möglich mit der mitgelieferten Software MapSource die Strecke am Computer zu gestalten und zu planen.
Erste Fahrversuche in der Umgebung zeigten: Entgegen der Aussagen des Herstellers ist ein „Autorouting“ (wie man es vom KFZ-Navi kennt) nicht wirklich möglich, oft wird ein 5km entfernter Zielpunkt mit 140km Umweg angesteuert. Trotz Aufspielen diverser kostenloser (OpenStreetMap) sowie kostenpflichtiger Zusatzkarten ist es dem kleinen GPS-Gerät nicht möglich uns auf der geplanten Strecke zu lotsen, zu oft sind da außergewöhnliche Umwege im Display. Ich habe folgende Lösung für uns gefunden:
Wir erstellen am Computer in MapSource (MS von Garmin) einige Wegpunkte an denen wir vorbei fahren möchten und lassen MS dann eine Route berechnen. In dieser Berechnung findet man dann alle relevanten Daten wie z.B. Gesamtentfernung, Teilstreckendistanz, Höhenangaben und Fahrtzeiten. Nachdem diese Strecken auf der Karte angezeigt werden kommt folgender Trick: Ich zeichne die gleiche Strecke als „Track“ nach. Alle wichtigen Wegpunkte werden von Hand markiert und Punkt für Punkt übertragen. Danach kann ich mir die Tracks separat auf den Garmin laden und diese als Referenzstrecke routen/anzeigen lassen. So kommen wir dann auch ohne Umwege zum Ziel. Nach etlichen Stunden haben wir nun eine Strecke vorbereitet die angenehm zu fahren (Bergetappen sollten weitestgehend vermieden werden), landschaftlich reizvoll und angereichert mit Sehenswürdigkeiten ist. Ein besonderer Dank geht hier an das Internetforum Naviboard.de, dort finden GPS-Neulinge sehr viel Hilfe und Infos zu dieser Thematik.
T-5 Tage
Da wir noch nie eine so lange Strecke (knapp 700km) gefahren sind plagten uns diverse Zweifel und Sorgen. Die Testfahrten letzter Woche zeigten vorhersehbare Probleme an; wir hatten in 4 Tagen 3 (drei) mal einen Platten, sowie einmal Probleme mit der Kette; von körperlichen Beschwerden (Knie/ Po) wollen wir erst gar nicht reden...
Beide Fahrräder (Centurion Crossline 100 mit Trekking-Umbau) wurden nun in die Inspektion gebracht und mit „unplattbaren“ Reifen der Marke Schwalbe Marathon Plus ausgestattet, wollen wir hoffen das die Reifen das halten was der Hersteller verspricht. Zusätzlich zum Garmin haben wir uns für normale Landkarten mit manuellem, ölgelagerten Kompass entschieden, es gibt da Berichte im Internet über streikende GPS-Geräte, sogar mit Totalausfall. Die Karten habe ich dann über Google-Earth erstellt, mit Bildbearbeitungssoftware etwas aufbereitet und danach einlaminiert, Regenwasser hat interessante Eigenschaften im Zusammenhang mit Papier :-)
T-2 Tage
Nach der Anschaffung von Regenhosen (12€ Decathlon, Schuhe werden mit Einkaufs-Plastiktüten überzogen und mit Gummibändern fixiert) sowie diversem Zubehör geht es nun in die letzte Phase der Planung. Wir haben eine (einlaminierte) Liste erstellt auf der die wichtigsten Daten zu finden sind: Angefangen von den einzelnen Streckenpunkten/Orten mit Entfernungsangabe (inkl. Höhenangabe) bis hin zu 3-4 Pensionen/Hotels (mit Anschrift und Telefonnummer) die an der Wegstrecke bzw. jeweiligen Ortschaft zu finden sind. Sehr hilfreich sind diesbezüglich Radroutenplaner.nrw.de sowie bettundbike.de, dort findet man spezielle Gasthäuser die sich auf Radtouristen eingerichtet haben.
T-1 Tag
Es ist doch unglaublich was der ganze Kram wiegt, die gepackten Taschen stehen nun im Wohnzimmer und warten darauf am Fahrrad befestigt zu werden. Unsere Bedenken wachsen stetig, sind wir doch niemals zuvor mit diesen 20Kg Zusatzgewicht pro Rad gefahren. Das die Sorgen berechtigt waren werden wir erst später feststellen. Bei 700km Fahrtstrecke und 10 Tagen kommt man rechnerisch auf 70km pro Tag; ob wir die wirklich schaffen werden wird sich dann zeigen, vergangene Touren lagen in ähnlichen Bereichen, allerdings ohne Gepäck...
Eine Liste mit allen Utensilien die uns in den Gepäcktaschen begleiteten ist hier zu finden. Ein mobiler Internetanschluss (iPhone) sowie 2 Mobilfunkgeräte sind ebenfalls am Rad, wenn alle Stricke (und Sehnen) reißen, möchten wir nicht unvorbereitet nach Lösungen suchen müssen. Für die Pension-/Hotelsuche haben wir unser TomTom XL mit Fahrradhalterung eingepackt, da der Garmin auf Straßen recht ungewöhnlich navigiert; wir möchten ungern am Ende eines Tages noch 35km Umweg fahren wollen nur weil die Herberge nicht an einem Radweg liegt... bei dem Garmin kann man nämlich keine genaue Adresse eingeben sondern nur Wegpunkte oder Ortszentren.
Der Wetterbericht verspricht anfangs ein angenehmes Fahren, die ersten drei Tage sollten wir trocken durch das Münsterland kommen. Angesichts des Umstandes dass der Isländischer Vulkan Eyjafjallajökull den gesamten Flugverkehr zum Erliegen gebracht hat halten wir unsere Entscheidung für einen Radurlaub für mehr als glücklich. Die Bahn hat völlig überfüllte Züge, Urlauber sitzen in allen Europäischen Ländern fest und die Stauschau beinhaltet fast alle Autobahnen von NRW, da ist das Fahrrad doch genau das Richtige.
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